Philosophie

Gedanken zur Hunderziehung

Dies hat wenig mit „Sitz“, „Platz“ oder „Bei Fuss“ zu tun, es dreht sich vielmehr um ein soziales Miteinander in dem es ohne Grenzen einfach keinen Freiraum geben kann.

Dieser Tage sind Hunde in unserer Gesellschaft mehr denn je Sozialpartner als Arbeits- und Nutztiere geworden. Da aber unser neues Familienmitglied dennoch Hund bleibt, führt dies immer wieder zu Reibungen zwischen Mensch und Hund. Mal hört er wieder nicht, dann jagt er oder er verhält sich gar aggressiv gegenüber Artgenossen oder Menschen. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Doch woher stammen all diese Probleme? Ist es der Halter oder der Hund? In vielen dieser Fälle trifft die Erwartungshaltung des Menschen auf den Hund, der diese nur bedingt oder gar nicht einfach so erfüllen kann. Viele unserer Hunde sind gezielt für bestimmte Aufgaben gezüchtet worden, tragen ihr genetisches Erbe also weiterhin in sich. Und zwar derart, dass sich Ihre ‚Talente’ kaum verbergen lassen.

Wie ein Jagdhund, dessen Halter hilflos zusehen muss wie, der Hund zu einem immer kleiner werdenden Punkt am Horizont wird, ohne dass der prall gefüllte Leckerchenbeutel oder der geliebte Ball noch von Interesse sind. Oder der Hütehund, der die eigenen Kinder zwickt, wenn sie versuchen den Raum zu verlassen. Beispiele dieser Art lassen sich für viele Rassen und deren Mischlinge zur Genüge finden. Doch alles nur auf Genetik schieben?

Nein – denn das wäre zu einfach, denn nicht jedes unerwünschte Verhalten entsteht aus dem genetischen Erbe des jeweiligen Hundes. Auch die Gesellschaft stellt Ansprüche an den Hund, sei es durch Gesetze und Verordnungen oder auch durch allgemein bekannte Benimmregeln, die der Hund ohne Erziehung nicht kennen und einhalten kann. Man findet keine neuen Freunde, wenn der freundliche Labrador die Sonntagsspaziergänger mit Pfotenabdrücken auf Brusthöhe markiert oder den Picknickkorb der Familie auf der Decke nebenan plündert. Der Hund kann aber ohne die Hilfe seines Halters all diese Regeln nicht einhalten. Wie aber kann ich Hoffnung haben, dass mein Hund nicht jedes Reh oder jeden Picknickkorb so unwiderstehlich findet, dass er mein „Nein“ völlig ignoriert?

Am Ende steht ein Wort – Erziehung. Um erziehen zu können, braucht man aber eine funktionierende Beziehung zu seinem Hund. Doch wie sieht sie aus die so wichtige Bindung? Jetzt tut man doch schon alles, bestätigt jede richtige Aktion des Hundes mit Leckerchen, Spiel oder überschwänglichem Lob und dennoch nimmt er sich immer wieder das Recht heraus seinen Halter zu ignorieren. Woher soll der Hund auch wissen, dass es falsch oder sogar gefährlich für ihn ist, wenn niemand da ist, der ihm sagt wann etwas falsch ist. Soll man nun, wie in vergangenen Zeiten, die Knute auspacken? Das hat mit Beziehung wohl eher weniger als mit Hilflosigkeit und Frust zu tun. Wie also funktioniert Erziehung und wie sollte eine Beziehung aussehen in der sich beide wohlfühlen?

In einer Beziehung, in der sich beide Partner wohlfühlen können, müssen sich beide ernstgenommen und verstanden fühlen. Man nimmt sich Zeit füreinander hat aber ebenso Zeit für sich. Um aber einem Hund Freiraum gewähren zu können muss sichergestellt sein, dass der Halter die Spielregeln bestimmen kann, also von seinem Hund ernstgenommen wird. Sind dem Hund aber die souverän gesetzten Grenzen bekannt, kann man ihm seinen Freiraum gewähren. Dies hat wenig mit „Sitz“, „Platz“ oder „Bei Fuß“ zu tun, es dreht sich vielmehr um ein soziales Miteinander, in dem es ohne Grenzen einfach keinen Freiraum geben kann.